Jost Münster (*1968) hat sich in dieser Serie mit Zeit auseinandergesetzt. Seine Überlegung, dass wir in der Rückblende unserer eigenen Biographie oft in Dekaden denken, hat dazu geführt, die Dekade 2010-2020 als Zeitalter der schnell voranschreitenden Digitalisierung einzustufen. Ihm fiel auf, dass der Digitalwecker seiner Jugend eben jene Ziffern in Rhombenform hatte, die wiederholt in seiner Kunst auftauchten.
Dann kam Corona, und seine „2020“ Arbeiten bekamen augenblicklich Symbolcharakter. Jederman kennt die Symbolik von Jahreszahlen, die im Rückblick eine starke Zäsur hinweisen. Für uns in Deutschland ist das zum Beispiel 1933 oder 1989. Der Unterschied bei der Pandemie ist allerdings, dass erstmalig die ganze Welt betroffen war. Nicht ein Land, die ganze Welt war in Schockstarre verfallen, und im Rückblick wird das Jahr 2020 für eine weltweite Zäsur stehen.
Die Arbeiten stehen für die Symbolik eines Phänomens von einer weiterhin noch nicht erfassbaren Tragweite.

Jost Münster ist 1968 in Ulm geboren. Nach dem Studium an der Akademie in Stuttgart ging er mit dem Graduierten-Stipendium Baden-Württemberg in der Tasche nach London und konnte bei dem britischen Künstler Michael Craig Martin arbeiten. Sein Mentor ermunterte ihn Studium am Goldsmith College (MA 2005) Jost Münster lebt und arbeitet in London als freier Künstler und als Dozent an den Kunsthochschulen Ruskin School of Art,Oxford und bis 2022 in Canterbury.