Mathias Hornung
(*1965)
Mathias Hornung arbeitet in Serien, die er mit einfachen Arbeitsmethoden, ohne aufwendige technische Hilfsmittel erschafft.
Seinen Arbeiten liegt eine Fläche zugrunde, die er mit Linien und Farben versieht, von Ausbrüchen und Aussparungen unterbrochen. Wie Codes reihen sich Holzblöcke aneinander, in undurchschaubaren Rhythmen, durch präzise Einschnitte getrennt. Die Fläche erinnert mehr an eine Schaltfläche eines technischen Gerätes oder eine grobe Verpixelung als eine Holzplatte.
Sein Überbegriff ist "Defragmentology", ein Begriff, der den technischen Charakter dieser Arbeiten noch unterstreicht. Die Rasterung der Oberfläche entsteht, indem Mathias Hornung mit einem Winkelschleifer die Linien ausfräst. Mit dem abgestumpften Werkzeug werden die Raster in das Holz gerieben und verkohlen es dabei. Die Serie „bpm“, beats per minute gehört dazu. Ist es sichtbar gemachte Techno-Musik, oder der Puls, der uns am Leben erhält?
Dem scheinbar handfesten Äußeren (grobes Holz, herabbröckelnde Stückchen, gezielte Ausbrüche) steht also eine feine Schwingung entgegen, die die Arbeit zart verbreitet. Als wenn die kleinen, im Raster angeordneten Holzblöckchen, Nachrichten versenden, die wir versuchen zu erhaschen. Der Block, der die Arbeit insgesamt ausmacht, bringt sie weg vom Bildhaften hin zum Objekt, und lädt damit ein, den Raum mitzugestalten. Sie wirkt in den Raum hinein, nicht nur durch das dargestellte Thema, sondern auch als Körper. Eine Wandskulptur, die Ruhe und Anregung zugleich verströmt.
Die Serie „Tartan“ besteht aus bewegten, buckligen Holzoberflächen (im Schwäbischen wäre das „muggelig“ ). Sie überraschen mit ihrer Weichheit, trotz der strengen linearen Struktur, man kann sich nicht entscheiden ob sie aussehen wie Stoff, wie eine Wasseroberfläche, oder wie eine topographische Darstellung. Mathias Hornung spricht von der Strukturierung, in die unsere Zivilisation gerne naturgegebene Phänomene aufteilt.
Das Raster hat in der Kunstgeschichte eine eigene Stellung. In geometrischer Regelmäßigkeit wird es als Ausdruck der Moderne gefeiert, die jeder Emotionalität entbehrt.
In den Arbeiten von Mathias Hornung findet man dennoch Emotion: in der unregelmäßigen Rhythmisierung entdeckt man hier einen Hauch Poesie, dort einen Klang Musik, ganz als wäre die Arbeit beseelt.
Mathias Hornung (*1965) ist in Reutlingen aufgewachsen und wollte zunächst einen technischen Beruf ergreifen. Seine Bewerbung an der Kunstakademie Stuttgart war in der Klasse der Bühnenbildner erfolgreich. Nach einigen Jahren der Bühnenarbeit unter Jürgen Rose, mit allem was die Bühne bietet: Teamwork, verschiedene Disziplinen und vorgegebenen Ideen, etc., kam Mathias Hornung zum freien Gestalten. Er hat in ganz Europa ausgestellt, sowie in Südafrika, Indonesien, Costa Rica und Kanada.